Ayn Rand auf Deutsch? Nicht doch!
by Alexander Will
Es ist erstaunlich, wie wenig Ayn Rand in Deutschland rezipiert wird. Zweiter Gedanke: Eigentlich ist es nicht erstaunlich. Die Deutschen hatten schon immer Probleme mit wirklichem Individualismus. Noch heute laufen sie lieber Heilsbringern hinterher, statt sich auf sich selbst und ihr eigenes Denken zu verlassen. Das gilt in geistigen Palästen wie in den korrespondierenden Slums. Das Denken einer Mrs. Rand hat angesichts einer solchen Mentalität wenige Chancen, einen fruchtbaren Acker zu finden oder auch nur verstanden zu werden. Es mag hinzutreten, daß Rand keine unfaßbar komplizierten Philosophie-Schmöker verfaßt hat, die in Universitäts-Seminaren bis zum Erbrechen durchgekaut werden könnten. Auch dies lieben Deutsche. Ebensowenig eignet sich Rand zu einer kultischen Verehrung, wie sie etwa Foucault bei uns erfährt.
Deutsche Übersetzungen ihrer Texte findet man jedenfalls kaum. Die deutsche Ausgabe des Hauptwerkes ,,Atlas Shrugged“ (,,Wer ist John Galt?“) wird für unfaßbare 300 Euro bei Amazon gehandelt. Eine Ausformulierung ihres Denkens in einem Buch gibt es darüber hinaus nicht. Wer so etwas möchte, muß auf (englische) Sekundärliteratur zurückgreifen. Rand selbst hat neben ihren Romanen vor allem Essays publiziert, auch einige Fernsehinterviews sind berühmt geworden. Da der Prozeß des genauen Übersetzens, mehr als das schiere Lesen, dem Verständnis nützt, werde ich einige dieser Essays ins Deutsche übertragen. Es mag nicht nur mir nützen.