Seltsame Feiern seltsamer Anlässe

by Alexander Will

Jedes Jahr Anfang Juli überfällt mich ein merkwürdiges Gefühl. Dann nämlich laden der Chef des Regionalverbandes, also des Landkreises, Saarbrücken und der französische Generalkonsul im Saarland zum „Bal Populaire“ ein. Das ist ein Fest am Abend des 13. Juli, das aus Anlaß des französischen Nationalfeiertags an dessen Vorabend stattfindet. Tanz, Feuerwerk, Essen, Trinken satt.

Zwei Dinge stören mich daran. Zum einen gibt es am Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober, in Saarbrücken keine fette Fete. Die staatliche Einheit unseres Landes ist also offenbar kein Grund zum feiern. Kann man ja so sehen. Als Mensch mit mitteldeutschen Wurzeln empfinde ich das jedoch als absonderliche, fast schon perverse Haltung. Sie passt allerdings ins Bild der Deutschen, denen das Eigene heute fremd ist und die sich mit Wonne das Fremde  zu eigen machen.

Zum anderen gruselt mich, wenn ich daran denke, was da im Juli mit schmissiger Musik und Tanz gefeiert wird. Der 14. Juli ist mehr als der Sturm auf die Bastille,  die Zerstörung dieses Gefängnisses und ein mutmaßliches Morgenrot der Freiheit. Die französische Revolution gebar letztlich eine üble Terrorherrschaft, die vielen Menschen damals nicht die Freiheit, sondern Tot und Tränen brachte. Angesichts der Guillotine und des völkermörderischen  Treibens der republikanischen  ,,colonnes infernales“ (,,Höllenkolonnen“) in der Vendée mit Zehntausenden Toten wäre Nachdenklichkeit statt Popmusik und Feuerwerk angebracht.