Von den Problemen der islamische Welt mit der Meinungsfreiheit

by Alexander Will

 Daß die islamische Welt ein Problem mit der Meinungsfreiheit hat, ist nichts Neues. Trotzdem lohnt ein Blick auf die entsprechenden Reaktionen nach der Publikation des ersten „Charlie Hebdo“-Heftes nach dem Attentat auf die Redaktion. Eine Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

– zuletzt aktualisiert Sonntag, 1. Februar 2015 – 

 Türkei

  • Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu, der bei der Gedenkdemonstration für die ermordeten Karrikaturisten in Paris noch in der ersten Reihe marschiert war:

Pressefreiheit bedeutet nicht die Freiheit zur Beleidigung. In diesem Land erlauben wir keine Beleidigung des Heiligen Propheten. Das ist eine sehr klare und grundsätzliche Haltung.

  • Ein Gericht ordente die Sperrung von Internet-Seiten an, auf denen ,“Charlie Hebdo“-Karrikaturen gezeigt werden.
  • In Istanbul demonstrieren Tausende Islamisten. Auf Transparenten steht:
Wenn eure Meinungsfreiheit grenzenlos ist, dann macht euch auf unser Recht zu grenzenlosen Aktionen gefasst.
  • Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan wirft „Charlie Hebdo“ vor, mit den Zeichnungen Terror anzufachen.

Pakistan

  • Demonstration gegen „Charlie Hebdo“ in Islamabad, Freitag, 30. Januar 2015.
  • Großdemonstrationen gegen das Satiremagazin in Islamabad, Peshawar, Karachi, Lahore und Multan am Freitag, 23. Januar 2015.
  • Großdemonstration in Lahore gegen „Charlie Hebdo“ am  Dienstag, 20. Januar 2015. Dabei fuchteln tief verschleierte Frauen mit Schwertern.
  • Erneut Demonstrationen am Sonntag, 18. Januar 2015 in Islamabad. Die „Charlie Hebdo“-Mörder werden bejubelt.
  • In Pakistan verbaschiedete das Parlament eine Resolution:

Das Haus verdammt die Veröffentlichung von Karrikaturen des Propheten. Wir drängen die Internationale Gemeinschaft inklusive der Europäischen Union, sicherzustellen, dass solche Vorfälle nicht wiederholt werden.

  • Auch in Islamabad und anderen Großstädten gab es Massendemonstrationen gegen die Meinungsfreiheit. In Karachi wurde ein AFP-Fotograf angeschossen. Die Forderungen fielen bei den Demonstrationen noch radikaler aus als im Parlament, wie dieses Transparent zeigt:
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Senegal

  • Die Regierung des überwiegend islamischen Landes verbietet den Verkauf von „Charlie Hebdo“. Auch der Verkauf der Tageszeitung „Liberation“, die Mohammed-Karikaturen gebracht hatte, wurde verboten. Dabei waren auch senegalesische Politiker auf der Pariser Trauerdemonstration mitgelaufen…

Hamas/Gaza/Jerusalem

  • Palästinenser randalieren am Sonntag auf dem Jerusalemer Tempelberg. Eine französische Fahne wird verbrannt.
  • Die Islamisten im Gazastreifen lobten die Angriffe auf „Charlie Hebdo“. Dabei seien die Schuldigen „ihrer gerechten Strafe zugeführt“ worden. Das Hamas-Blatt „Palästina“ brachte eine Zeichnung, auf der eine mit „Meinungsfreiheit“ beschriftete Hand einen Pinsel hält. Eine Sprachblase sagt: „Nur der Prophet nicht“.

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  • Schmiererei am französischen Kulturzentrum in Gaza: „Ihr werdet zur Hölle fahren, französische Journalisten“.
  • Am Montag, 19. Januar, erneut Demonstration gegen Frankreich. Viele Salafisten. Es werden Fahnen des Islamischen Staates (IS) gezeigt.

Jemen

  • Großdemonstration gegen „Charlie Hebdo“ in Sana.

Algerien

  • Großdemonstration gegen „Charlie Hebdo“ in Algier.

Jordanien

  • Großdemonstration gegen „Charlie Hebdo“ in Amman.

Iran

  • In einer Predigt nannte der einflußreiche Imam Mohammed Ali Mowahedi Kermani die Karikaturen „abscheulich“.  „Das ist Schamlosigkeit, Blasphemie, Minderwertigkeit, Bösartigkeit und Ignoranz.“
  • Eine Zeitung wird wegen angeblicher Sympathiebekundung für „Charlie Hebdo“ verboten. Das Blatt heisst „Mardom-e-Emrus“.
  • Die iranische Regierung ruft am Montag, 19. Januar 2015, zur einer Demonstration vor der französischen Botschaft auf.
  • Großdemonstration findet statt. Meistens Studenten. Sloagans unter anderem: „Nieder mit dem zionistischen Frankreich“, „Tod Frankreich“. Israelische und französische Fahnen wurden verbrannt.

Saudi-Arabien

  • Saudische Offizielle marschieren in Paris mit. Im eigenen Land wird der Blogger Raif Badawi zu 1000 Stockschlägen verurteilt. Die ersten 50 bekam er diese Woche verabreicht. Er hatte die Trennung von Staat und Religion gelobt. Die Saudis nennen das „Blasphemie“.

Niger

  • Mindestens zehn Tote nach Ausschreitungen. Kirchen angezündet, Christen durch die Straßen gehetzt.

Tschetschenien

  • Am Montag, 19. Januar 2015, demonstrieren nach Angaben der Republikführung rund eine Millionen Moslems gegen „Charlie Hebdo“.
  • Instagram-Mitteilung des Präsidenten: „Wer ,Charlie Hebdo‘ verteidigt, gehört zu meinen persönlichen Feinden!“

Kirgisien

  • Massendemo in Bischkek am Dienstag, 20. Januar 2015, gegen „Charlie Hebdo“.

Ägypten

  • Massendemo in Kairo am Dienstag, 20. Januar 2015, gegen „Charlie Hebdo“.
  • Der ägyptische Journalistenverband rief seine Mitglieder auf, an dieser Demonstration teilzunehmen.

Libanon

  • Demonstration palästinensischer und libanesischer Jugendlicher gegen Mohammed-Karikaturen in Beirut am Dienstag, 20. Dezember 2015.

Afghanistan

  • Demonstration am Donnerstag, 22. Januar. Schließung der französischen Botschaft wird verlangt.
  • Wieder eine Dmonstration am Freitag, 23. Januar, in Kabul. Sloagans: „Wir lieben Mohammed“; „Tod Amerika, Israel und Frankreich“; „Tod den Feinden des Islam“.
  • Demonstration gegen die Zeitschrift am Samstag, 31. Januar, in Kabul. Sloagns: „Tod für Frankreich“ und „Tod den Ungläubigen“. Zwei Tote.

Irak

  • Demonstration gegen Karikaturen mit dem Thema Islam in Bagdad am Freitag, 30. Januar 2015.

Und dann noch einer, der nichts verstanden hat – der Papst

  • Auch er hat sich gegen Meinungsfreiheitgeäußert – wenn es um Religion geht.

Man darf nicht provozieren, man darf nicht den Glauben der Anderen verletzen, man darf sich nicht über den Glauben lustig machen. Viele Personen reden schlecht von den Religionen, mache sich lustig über sie, machen die Religionen der Anderen zum Spielzeug, sie provozieren … . Es gibt eine Grenze. Jede Religion hat Würde, jede Religion, die das menschliche Leben achtet. Und ich kann mich darüber nicht lustig machen. Und das ist eine Grenze.