Warum (und was) ich diesmal doch gewählt habe
by Alexander Will
Vor vier Jahren ist an dieser Stelle ein Text erschienen, den ich in den Grundzügen heute noch einmal veröffentlichen könnte. Ich habe dort begründet, warum ich nicht wählen werde. Kern des Ganzen:
Warum etwa soll man etwas wählen, das den eigenen Interessen zuwider läuft? Wenn niemand meine Interessen vertritt, verdient es auch niemand, von mir gewählt zu werden.
Das ist noch heute so.
Aber die die Zeiten haben sich geändert.
Tatsächlich habe ich – der jahrzehntelange Nichtwähler bei Bundestagswahlen – diesmal abgestimmt. Ich bin darüber weder glücklich noch damit zufrieden. Weder verspreche ich mir etwas davon, noch glaube ich plötzlich an eine herbei fabulierte staatsbürgerliche Verpflichtung zum oder Chancen für Veränderungen durch das Wählen.
Es geht einzig und allein darum, einen winzigen Beitrag zu leisten, vielleicht Schlimmeres zu verhindern.
Die letzten Jahre unter unangefochtener CDU-Dominanz waren übel genug. Ich zitiere aus dem Text von 2017, denn das gilt bis heute:
Aber es ist der Charakter der Partei und ihrer Anführerin, der zusätzlich ein Gefühl des Widerwillens aufkommen läßt. Die CDU hat aus Ihren Reihen das Konservative komplett entsorgt und sich kritiklos an den Rockzipfel der Kanzlerin gehängt. Mit dem Merkelschen Linkstrend ist die Union damit direkt verantwortlich für den Erfolg der AfD.
Inzwischen ist die Union eine völlig hohle Nuss, von der absolut nichts zu erwarten ist. Asylkrise, EU-Schuldenunion, Inflation, irrsinnige Corona- und Klima-Panik sowie eine bräsige Selbstgefälligkeit mögen als Stichworte genügen. Die CDU ist zudem staatsgläubig bis auf die Knochen, die Freiheit des Einzelnen hat bei ihre keine Konjunktur.
Dann ist da noch ein Personalproblem. (Nein, nicht Armin Lachet.)
Ich wähle in Sachsen. Dort ist ein gewisser Herr Wanderwitz Spitzenkandidat. Der ist „Ostbeauftragter“, benahm sich in den vergangenen Monaten wie ein Kolonialbeamter und tat nichts, um seine Abneigung gegen Ostdeutsche generell und Sachsen im Speziellen zu verbergen. Er verhielt sich damit wie einer dieser Assimilados in den afrikanischen Kolonien der Portugiesen, die im vergangenen Jahrhundert alles taten, um die Gnade ihrer Herren zu erlangen. Dabei verleugneten sie kompromisslos ihre eigene Herkunft. So wie die Wanderwitze heute.
Dann vielleicht die FDP? Leider ist die eine Mogelpackung. Bei der letzten Regierungsbeteiligung war ihr größter Erfolg eine Steuerermäßigung für Hoteliers. Vor einem Jahr sprach ihr Generalsekretär davon, der Staat könne „vieles besser als der Markt“. Soll das liberal sein? Die FDP ist heute in vielerlei Hinsicht bestenfalls eine Simulation des Liberalismus. Im Kern ist sie so etatistisch wie die CDU. Der Klimareligion huldigt sie obendrein. Gelegentlich verstecken sich hinter gesellschaftspolitischer Rhetorik identitätspolitische Versuchungen.
Und trotzdem, trotz dieser üblen schwarzen und gelben Zustände, ist eine schwere politische Grippe in schwarz oder gelb immer noch besser als eine rot-grüne Cholera.
Im Grunde unterscheiden sich SPD und Grüne nur marginal. Beide stehen für Klimapanik, industriellen Suizid, Energie-Amok, Mobilitätseinschränkungen, Enteignungen, Verbote, Schuldenorgien, Ruinierung der Währung durch Inflation, Steuererhöhungen, Ausplünderung der Leistungsträger, unkontrollierte Masseneinwanderung, Cancel-Kultur und Identitätspolitik inklusive Gender-Irrsinns, Kollektivismus, Unfreiheit unter dem Deckmantel der Befreiung, Nanny-Staat und historische Amnesie. Letzteres gilt, weil sie sich – ergibt sich die Gelegenheit – hemmungslos mit der Fortsetzungspartei der SED im politischen Lotterbett wälzen werden.
Da nun die desperate Halb-Nazi-Truppe AfD und die tiefen-kommunistische SED, a.k.a. Linkspartei, auf gar keinen Fall in Frage kamen, blieb am Ende nur dies:
- Erststimme für die CDU, weil diese sich in meinem Wahlkreis einen Zweikampf mit den Kommunisten liefert,
- Zweitstimme für die FDP, denn hier besteht wenigstens die Hoffnung, dass die Partei in lichten Momenten, in einer Koalition welcher Zusammensetzung auch immer, als Korrektiv dient. Zudem gibt es – auch das gehört zur Wahrheit – eine Anzahl guter Köpfe in der Partei, vielleicht sogar mehr als in anderen.
Dieser Wahlakt war jedoch einer ohne jegliche innere Überzeugung. Selbst wenn R2G oder G2R verhindert würden, kann auf mehr Freiheit, geringere Lasten und weniger Staat nicht gehofft werden. Nichts würde besser – nur vielleicht würde es nicht so massiv schlechter werden wie unter der absoluten Herrschaft der Linken.
Das ist alles.
Stimme dem Autor zu, auch wenn ich es etwas weniger drastisch formuliert hätte. Eigentlich geht es diesmal nur darum, das kleinste aller Übel zu wählen, um noch Schlimmeres zu verhüten. Von daher ist der Vorschlag einsichtig: Erststimme, wenn einigermaßen hinnehmbar, dem CDU-Kandidaten, Zweitstimme der FDP.