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Gelegentliche Texte

Worte wie Projektile – Rassismus (9)

So viel Konflikt war selten: In Deutschland bilden sich politische Fronten, wie noch nie nach 1945. Carl Schmitt würde sich bestätigt fühlen – die Freund-Feind-Kategorien ist jetzt Maßstab alles Redens und Handelns. Es geht nicht darum, den anderen zu überzeugen. Es geht darum, ihn zum Schweigen zu bringen. Hier werden Begriffe zu Waffen. Scharf aufgeladen sind sie die tödlichen Projektile an der Front des geistigen Bürgerkriegs. Heute: Rassismus 

Das Wort Rassismus ist eine der stärksten verbalen Keulen des 21. Jahrhunderts. Es ist das ultimative Totschlag-,,Argument“, das ultimative Mittel, eine Debatte zu beenden, fühlt man sich einem Gegner nicht mehr gewachsen. Der Rassismus-Vorwurf ist zudem zum probaten Mittel persönlicher Diskreditierung geworden. Letzthin jedoch hat sich diese Waffe ein wenig abgenutzt – eben weil sie so beliebt ist, weil sie so häufig eingesetzt wird und weil der Begriff so stark ausgeweitet wird.

„Rassismus“ diagnostiziert die Linke heute nicht mehr nur da, wo tatsächlich Menschen wegen Merkmalen mies behandelt werden, die man einst als „Rassemerkmale“ betrachtet hat. Die nationalsozialistische „Rassenkunde“ oder die jeweiligen Regime in Portugiesisch-Angola oder Belgisch-Kongo sind für echten Rassismus passende Beispiele. Bei der Linken hört sich die Definition heute – im typisch verschwurbelten Duktus – so an:

Rassismus ist ein gesellschaftliches Machtverhältnis, es geht dabei um die Strukturen von Ungleichheit und von Nicht-/Zugehörigkeit.

Die pseudowissenschaftliche Idee vom ,,Rassismus ohne Rassen“ bricht sich da Bahn. Solchen Unfug bezahlt in Deutschland der Steuerzahler. Er stammt in diesem Fall von der reichlich öffentlich alimentierten  „Amadeo Antonio Stiftung“.

In Wirklichkeit aber geht es bei echtem Rassismus um nichts davon – sondern ausschließlich um Zuschreibungen negativer Eigenschaften auf Grund unveränderlicher äußerlicher Merkmale von Menschen. Ökonomische Ungleichheit in Demokratien hat per se erst einmal nichts mit Rassismus zu tun. Sie ist vielmehr Quelle von Entwicklung. Sie kann jedoch rassistisch sein, wenn Menschen auf Grund „rassischer“ Merkmale entweder im Elend gehalten oder  unabhängig von echter Leistung Privilegien genießen. Das gleiche gilt für „Zugehörigkeit“. Kein Land ist „rassistisch“, wenn es seine Grenzen schützt und die Hoheit darüber beansprucht, wer sich auf seinem Territorium aufhalten darf.

Diese Ausweitung ist natürlich ein Trick, um die Rassismuskeule auf breiterer Front und bei variierenden Gelegenheiten gegen politische Gegner einsetzen zu können. Das auffälligste Beispiel  ist der Versuch, kritische Besprechungen der theologischen Grundlagen und der Praxis des Islam als „antiislamischen Rassismus“ zu brandmarken und so zu unterbinden. Dieser Versuch, den Islam unter Naturschutz zu stellen, ist nicht nur dreist, intellektuell unredlich und schlicht dümmlich – er ist auch leicht durchschaubar. Eine Religion stellt keine „Rasse“ dar. Eine Religion kann man problemlos wechseln. Man kann eine religiöse Überzeugung ändern und zu anderen Religionen übertreten. Zudem gehören Moslems – so wie Katholiken auch – verschiedenen Nationen der Welt an.

Rassistische Züge hat jedoch ohne Zweifel der linke Kreuzzug für Quoten jeder Art. Dort sollen – wie bei der so genannten „Paritätskampagne“ für eine Frauenquote in deutschen Parlamenten oder in Aufsichtsräten – der Zugang zu politischer Vertretung oder ökonomischen Lenkungsfunktionen nach unveränderbaren Merkmalen eines Menschen vergeben werden. Hier ist es das Geschlecht. In rassistischen Gesellschaften wie dem alten Südafrika war es die Farbe der Haut. Der Unterschied ist marginal.

Merke: Der „Rassismus“-Vorwurf ist ein schweres Geschütz, dessen Granaten durchaus Schaden anrichten können. Deswegen dekonstruiere und seziere man die Vorwürfe auf das feinste. In der Regel stellt sich dann heraus, dass sie unhaltbar und ein bösartiger Versuch zur politischen und persönlichen Diskreditierung sind. In keinem Fall akzeptiere man die Definitionshoheit der Angreifer über den Begriff. Man lasse sich niemals  auf ihren Begriffsrahmen, insbesondere den des ,,Rassismus ohne Rassen“, ein.

Worte wie Projektile (8) – Islamophobie

So viel Konflikt war selten: In Deutschland bilden sich politische Fronten, wie noch nie nach 1945. Carl Schmitt würde sich bestätigt fühlen – die Freund-Feind-Kategorien ist jetzt Maßstab alles Redens und Handelns. Es geht nicht darum, den anderen zu überzeugen. Es geht darum, ihn zum Schweigen zu bringen. Hier werden Begriffe zu Waffen. Scharf aufgeladen sind sie die tödlichen Projektile an der Front des geistigen Bürgerkriegs. Heute: Islamophobie

„Islamophobie“ (wörtlich „Furcht vor dem Islam) gehört zur klassischen Totschlag-Terminologie. Der Begriff wird in der Regel als Vorwurf gebraucht und soll eine kritische Betrachtung des Islam und seiner Erscheinungsformen unterbinden. Der Kritiker wird pathologisiert, ihm wird durch den Wortbestandteil „Phobie“ eine krankhafte Störung unterstellt. „Phobie“ bezeichnet ja im medizinischen Gebrauch eine Angststörung, die sich durch übertriebene Reaktionen auf nicht vorhandene Bedrohungen auszeichnet. Diagnose: Es handelt sich um einen politischen Kampfbegriff.

Das zeigt auch seine Herkunft. Zum ersten Mal kann man „Islamophobie“ als Kampfbegriff nach der schiitischen Revolution im Iran nachweisen. 1980 zwangen die Mullahs den säkularen Frauen im Land die islamische Verhüllung auf. Was im Westen kaum jemand bemerkte: Es gab damals  Massenproteste gegen diese Maßnahme. Die Mullahs warfen in ihrer Gegenpropaganda den protestierenden Frauen vor, sie seien „islamophob“, lehnten die wohltätigen Maßnahme des Islam aus purer Geistesschwäche ab.

Forscher haben „Islamophobie“ allerdings schon früher nachweisen können, zum ersten Mal in einem französischen Buch aus dem Jahr 1921, das gegen eine zuvor erschienene kritische Mohammed-Biographie anschrieb.

Um dem Anwurf  zusätzliches Gewicht zu geben, wird „Islamophobie“ heute gern in einen Topf mit „Rassismus“ oder Antisemitismus geworfen. Das ist ein durchschaubarer, aber durchaus wirksamer Propagandatrick. Antisemitismus ist eine ausgeformte Ideologie, die Millionen Opfer gefordert hat. Die Kritik am Islam ordnet sich hingegen entweder in allgemeine Religionskritik oder in den Disput der Religionen untereinander ein. Im Übrigen gibt es gute Gründe, den politischen Islam als bedrohlich aufzufassen. Das Judentum hat hingegen in seiner Geschichte zu keiner Zeit irgendwen bedroht.

Kritik und Ablehnung des politischen Islam sind also legitim. Man darf sich gegen einen unbegrenzten Machtanspruch, die Gewalt und die Intoleranz einer Religion zur Wehr setzen. Da gibt es nichts, das unter Naturschutz zu stellen wäre. Mehr noch: Jede Kritik an jeglicher Religionen und an jeglichem Aspekt einer Religion ist legitim. Das gilt auch für die theologischen, werden sie von den Anhängern auch für noch so „heilig“ gehalten. Wäre das nicht so, dürften Atheisten oder Agnostiker sich nicht kritisch mit Religion auseinandersetzen.

Daher verwundert es, dass ausgerechnet Linke und Linksliberale diesen Kampfbegriff so gern im Munde führen. Es sind ja schließlich vorzugsweise diese Leute, die sich angeblich die menschliche Emanzipation und Aufklärung auf die Fahnen geschrieben haben. Keineswegs überraschend ist es hingegen, dass der Vorwurf der  „Islamophobie“ zum Standartrepertoire aller möglicher Islamisten gehört. Man könnte fast sagen, wenn ein Moslem zum Islamophobie-Keule greift, ist seine Neigung zum politischen Islam nicht zu leugnen.

 Der Kampfbegriff „Islamophobie“ soll also berechtigte Religionskritik delegitimieren. Er zielt nicht zuletzt auf die persönliche Integrität des Kritikers, den er zum Rassisten und Halbirren macht. Dabei ist gerade die Gleichsetzung von Islamkritik mit Rassismus grober Unfug. Der Islam ist weder eine Nation noch eine „Rasse“, noch ist er an eine bestimmte Hautfarbe gebunden. Er ist eine Religion, von der man sich jederzeit trennen kann. Millionen Ex-Muslime weltweit bezeugen das täglich. An dieser schlichten Realität ändert auch das pseudowissenschaftliche Gerede vom ,,Rassismus ohne Rassen“ nichts.

Merke: „Islamophobie“, in jüngster Zeit auch „Islamfeindlichkeit“, sind Vorwürfe, die das Ziel des Angriffs in mehrfacher Hinsicht pathologisieren. Es geht darum, die Kritik am Islam durch Diffamierung des Kritikers zu unterbinden. Man lasse sich jedoch nicht einschüchtern und benenne den Begriff als das, was er ist – ein politischer Kampfbegriff aus der Giftküche des politischen Islam selbst.

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