Europas Politikerkaste völlig von Sinnen

by Alexander Will

Ein Kommentar, der aus technischen Gründen nicht in der NWZ erscheinen konnte.

Über die Reaktionen auf den Brexit kann man sich nur noch wundern. Das gilt auch für die Debatte im Europäischen Parlament. Die Politiker des Kontinents scheinen in einem Polit-Exorzismus begriffen, der letztlich Unfähigkeit demonstriert, mit der neuen Lage umzugehen.

Alle Welt prügelt jetzt auf die Brexit-Befürworter Boris Johnson und Nigel Farage ein. Wahlweise sind sie „Arschlöcher“, „Feiglinge“ oder „Ratten“. Fehlt bloß noch das Wort vom „perfiden Albion“. Mit ihrer Diskreditierung soll wohl der Geist jeglicher EU-Kritik ausgetrieben werden.

Bei all dem fehlt es am Notwendigsten – ehrlicher Selbstkritik. Es ist primitiv, anzunehmen, das britische Volk habe sich von Farage & Co. einfach so „verführen“ lassen. Nein, für den Brexit gibt es Gründe. Die liegen bei der EU und ihrer Politik, und sie existieren auch nach dem Brexit-Votum weiter. Noch immer schwelt die Euro-Krise, während Griechenland zu Grunde geht. Noch immer finanziert die EZB vertragswidrig Staatshaushalte. Noch immer tickt in Frankreich und Südwest-Europa die Schuldenbombe, und noch immer ist die Asylpolitik desaströs. Das alles sind reale Probleme. Werden sie nicht gelöst, war der britische Exit nicht die letzte Katastrophe für die EU.