Deutsches Pandämonium: Im Moment kein Wort zu Thüringen

by Alexander Will

Schon heute Morgen wurde ich mehrfach gefragt, warum ich denn nichts zu Thüringen schreiben würde. Das wäre doch ein so wichtiger Vorgang.

Das stimmt.

Aber im Moment – ich weiß nicht, wie lange dieser Moment andauert – werde ich tatsächlich keinen Text zu diesen Vorgängen schreiben. Angesichts des hysterisch tobenden Pandämoniums, das sich deutsche öffentliche Meinung schimpft, ist nämlich jeder Buchstabe ein verschwendeter.

Angesichts (aber nicht nur):

– gänzlich ahistorischer Buchenwald- und Auschwitz-Insinuationen an die Adresse von FDP, CDU und einzelner Politiker

– von Gerede über „Dammbruch“ und dem „Ende der Demokratie“, weil ein FDP-Mann zum Ministerpräsident gewählt wurde

– historisch unhaltbarer aber weithin unwidersprochenen gebliebener Vergleiche der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933

– sexuell konnotierter Ad-Hominem-Angriffe aus der SPD-Bundestagsfraktion

– einer rasend gewordenen Öffentlichkeit, für die in weiten Teilen jede vom Mainstream-Narrativ abweichende Ansicht und Interpretation „Nazi“ ist und folglich diejenigen, die sie vorbringen, zu menschlichem Abfall degradiert werden

und

– eines ahistorischen, opferignorante aber dafür umso intensiver laufenden Weißwasch-Programmes für die umbenannte SED

muss man heute vielmehr über den Zustand der sich demokratisch nennenden Öffentlichkeit, der Parteien sowie Inhalt und Formen der Debatte nachdenken.

Heute  zur Sache zu schreiben, einzuordnen, zu interpretieren, zu analysieren und zu kommentieren ist ob des Zustandes der deutschen Öffentlichkeit verschwendeter Atem.