Trauriger Gang über einen Jerusalemer Gottesacker

by Alexander Will

Friedhöfe sind im Heiligen Land immer eine große Sache. Sie sind Zeugen der Vergangenheit und gleichzeitig auch Identifikationspunkte für die Menschen, die heute hier leben. Regelmäßig gibt es zum Beispiel Ärger, wenn bei Bauprojekten antike jüdische Friedhöfe gefunden werden. Diese „Häuser der Toten“ haben nach orthodoxer Lehre ein Recht auf ewige, ungestörte Existenz. Da wird dann schon einmal ein Haus auf Stelzen gebaut, um die Totenruhe nicht zu stören.

Traurig-tragisch wirken dagegen auf mich Friedhöfe, die von niemandem mehr besucht werden, weil die Gemeinschaften, die sie einst anlegten, nicht mehr im Lande sind. Solch einen Friedhof ist zum Beispiel der Gottesacker der deutschen Templer-Gemeinde in Jerusalem. In der Emek-Refaim-Straße existiert er noch. Die Gemeinde ist schon lange fort.

Die Templer haben nichts mit den Rittern gleichen Namens zu tun. Es handelte sich um eine württembergische Gruppe von Protestanten, die im Heiligen Land siedeln wollten, um der erwarteten Wiederkunft Jesu möglichst nahe zu sein. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten sie in die damalige osmanische Provinz Syrien ein. Sie trieben vorbildlichen Ackerbau und bauten mehrere Kolonien, deren Gebäude bis heute überlebt haben.

In den letzten Jahren gab es vermehrtes Interesse an den diesen Templer-Häusern. Das hat die Preise in die Höhe getrieben, aber sie auch vor dem Abriss gerettet. In Jerusalem ist die Deutsche Kolonie heute eine wunderbare Gartenstadt mit kleinen Geschäften – und eine Oase der säkularen Israelis.

Das Ende der Templer war tragisch. 1933 begrüßte ihre Führung die Wahl Hitlers zum Reichskanzler. Die britische Mandatsmacht zögerte dann 1939 bei Kriegsausbruch auch nicht lange und internierte die Deutschen als feindliche Ausländer. Nach dem Krieg mussten sie das Heilige Land verlassen. Es blieben ihre Häuser und der Friedhof – von dem ich einige Bilder gemacht habe.