Was ist Konservativismus?

by Alexander Will

Ich wurde heute auf Twitter mehrfach gefagt, was ich denn unter Konservativismus verstehe. Ich habe da vor mehreren Jahren mal einige Punkte notiert, die mir heute noch – mindestens für einen Ansatz – als zutreffend erscheinen. Hier ist der Text:

Konservativismus lässt sich im Grunde in einigen wenigen Punkten zusammenfassen. Vorauszuschicken ist, dass ich Konservativismus nicht als geschlossene Ideologie betrachte. Was hier folgt, ist eine gänzlich individuelle Sicht. Aus diesem Grund gibt es innerhalb des Konservativismus ja auch erheblich größere Bandbreiten und Spielarten als in geschlossenen Ideologien wie dem Marxismus. Das resultiert aus einer für mich wesentlichen Denkungsart:

  1. Der Konservative gewinnt seine Erfahrungen aus der Anschauung der Dinge. Er ist der Beobachter und der Analytiker des Konkreten. Ihm sind theoretische, abstrakte Denkgebäude suspekt. Es geht um diesen Baum, dieses Haus und diesen Menschen.
  2. Wenn der Konservative die grundsätzliche Erkenntnisfähigkeit des Menschen bejaht, ist er sich doch immer ihrer Unzulänglichkeit bewusst. Das göttliche Wirken in Schöpfung und Geschichte entzieht manche Sphären der Schöpfung einer vollkommenen Erkenntnis. Das gilt auch für die Möglichkeit einer allumfassenden Erkenntnis, die dem Göttlichen vorbehalten ist.   Ebenso zweifelt der Konservative an der Vergöttlichung der menschlichen Vernunft. Er misstraut ihrer Verabsolutierung. Das Göttliche aber kann erfahren werden, dies jedoch ist eine gänzlich individuelle Angelegenheit.
  3. Der Konservative ist ein Bewahrer. Er hält die in Jahrhundert gewonnen Erfahrungen aus der Anschauung der Dinge für wertvoll. Das gilt auch für die Lebenspraxis der Ahnen. Dabei gibt der Konservative jedoch das Feuer weiter, niemals die Asche. Ihm geht es um die Essenz der Dinge, nicht ihre leere Hülle. Aus der Anschauung der konkreten Dinge ist dem Konservativen nämlich auch die Vergänglichkeit aller Dinge dieser Welt bewusst geworden. In diesem Sinne ist der Konservative kein Museumswächter nutzloser Praktiken und Haltungen. Er bewahrt und entwickelt weiter. Behutsam. Aus dem Konkreten.
  4. Dem Konservativen gilt das historisch Gewachsene mehr als das kurzfristig und in Eile Konstruierte. Das Gewachsene enthält die Essenz der Zeitläufe. Deswegen misstraut der Konservative Ideologien jeder Art, die glauben, Utopien auf die eine oder andere Weise heranzüchten zu können.
  5. Dem Konservativen ist die Vielgestaltigkeit der Schöpfung bewusst. Er hegt das unterschiedlich Gewachsene und verabscheut das Uniforme.
  6. Der Konservative sieht den Menschen aus diesem Grund gleichzeitig als mit natürlicher Ungleichheit gesegnet wie geschlagen. Dies entspricht der Erfahrung aus konkreter Ansicht. Er lehnt daher egalitäres Denken sowie Versuche, egalitäre Systeme zu schaffen ab.
  7. Der Konservative erkennt die Freiheit des Individuums. Es handelt sich um eine natürlich dem Individuum eingeborene Eigenschaft sowie ein natürliches Recht. Aus dem Naturrecht ergibt sich zudem das Recht auf Privateigentum. Freiheit und Eigentum bilden für ihn die Grundlagen eines jeglichen Zusammenlebens von Menschen.